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Wound Packing-Trainer DIY

Nach dem Motto „Train as you fight“ muss man für bestimmte Skills eine humane Alternative finden, die es erlaubt, diese mehrfach zu trainieren. Ich lege großen Wert darauf, auch selten benötigte, aber potenziell lebensrettende Maßnahmen regelmäßig zu trainieren. Gerade diese Fähigkeiten müssen im Ernstfall sicher und ohne Zögern abrufbar sein – auch wenn sie im Alltag nur selten angewendet werden.


KI Generiertes Bild (ChatGPT)
KI Generiertes Bild (ChatGPT)

Heute adressiere ich mit diesem DIY-Modell das „X“ Problem. Das kleine „C“ für Critical Bleeding, oder auch das „X“ für Exsanguination (Ausblutung), steht vor allen anderen Maßnahmen. Liegt ein solches Problem vor, handelt es sich um eine hochkritische Situation, bei der jede Sekunde zählt. In solchen Momenten kommt es auf die schnelle und korrekte Durchführung lebensrettender Maßnahmen an.

Eine dieser Maßnahmen bei einem „X“-Problem ist das Wound Packing.

Beim Wound Packing wird eine nach außen offene Blutung mit Wundkanal behandelt, indem die Wunde manuell ausgeräumt, die Blutungsquelle lokalisiert und komprimiert wird. Danach wird die Wunde mit einem Hämostyptikum (z. B. Chitosan-Verbände) gestopft, für 3–5 Minuten komprimiert und anschließend mit einem Druckverband versorgt.


Dieses Vorgehen wird meiner Erfahrung nach kaum oder gar nicht geübt – sollte aber im Ernstfall schnell und sicher anwendbar sein. Deshalb habe ich mich entschieden, einen eigenen Trainer zu bauen, und möchte nun meine Erfahrungen beim Bau eines solchen Simulationsmodells teilen.


Mein Ziel war es, eine Stichverletzung im Bereich des Oberschenkel (junktionale Blutungsquelle) zu simulieren.

Mein Plan war, mit einem Schlauch (in meinem Fall ein Absaugkatheter) eine verletzte Arterie darzustellen, aus der es in einen Wundkanal bluten soll. Dieser Kanal sollte der menschlichen Haut möglichst realistisch nahekommen – sowohl in Farbe als auch in Elastizität und Beschaffenheit. Deshalb entschied ich mich für weiches Silikon (Härtegrad 10–30), das sich als Zwei-Komponenten-Flüssigkeit günstig (ca. 40 € für 1 kg) online bestellen lässt. Damit wollte ich eine Wunde in eine Form gießen.


Die äußere Hülle war in meinem Fall eine Box, ursprünglich zum Sortieren von Werkzeug gedacht, aber mit den Maßen (Länge: 15 cm, Breite: 10 cm, Höhe: 5 cm) optimal für dieses Projekt geeignet. Als Wunde bastelte ich aus alter Pappe eine Messerform, die als Negativabdruck in das Silikon eingebettet wurde und beim Aushärten einen offenen Wundkanal erzeugen sollte.


Benötigte Materialien:

  • Gussform (in meinem Fall eine Sortierbox für Werkzeug)

  • Silikon + Silikonfarbe

  • Form für den Wundkanal (aus Pappe gebasteltes Messer)

  • Absaugkatheter

  • Dreiwegehahn

  • Blockerspritze oder Perfusor-Spritze

Weitere benötigte Dinge:

  • Pflanzenöl (z. B. Sonnenblumenöl)

  • Frischhaltefolie

  • Bohrmaschine (für die Öffnung in der Box)

  • Tesafilm

  • Cuttermesser / Skalpell



Ich erstellte einen Plan, fuhr direkt in den Baumarkt und besorgte die nötigen Materialien. Das Silikon und die Silikonfarbe bestellte ich online. Aus vorherigen Simulationen hatte ich noch einen Absaugkatheter (dunkelgrün), einen Dreiwegehahn und eine Blockerspritze übrig, die ich in das Projekt integrierte.


Zuerst bereitete ich die Gussform vor: Ich bohrte ein Loch in den unteren Teil der Box – groß genug für den Absaugkatheter, aber so eng, dass beim Aushärten des Silikons keine Flüssigkeit austreten konnte. Ich führte den Katheter durch das Loch, machte am offenen Ende mehrere Knoten, damit das später durchlaufende Kunstblut gezielt nur aus der Wunde austritt. Den Katheter befestigte ich mit Tesafilm am Boden der Box. Anschließend schnitt ich den Katheter in der Mitte leicht ein, damit das Blut später aus dieser Stelle in den Wundkanal austreten kann.

Dann bastelte ich aus Pappe eine Messerform, die beim Aushärten im Silikon bleiben sollte, um nach dem Entfernen einen Wundkanal zu hinterlassen. Damit dieser exakt auf die Öffnung des Katheters trifft, befestigte ich die Spitze des „Messers“ mit Tesafilm genau auf dem Einschnitt. Um zu verhindern, dass Silikon daran haften bleibt, wickelte ich die Messerform in Frischhaltefolie ein. Zusätzlich bestrich ich sowohl die Form als auch das „Messer“ mit etwas Sonnenblumenöl.


Flüssiges Silikon mit dem Fakemesser in Frischhaltefolie gewickelt.
Flüssiges Silikon mit dem Fakemesser in Frischhaltefolie gewickelt.

Nun mischte ich das Silikon gemäß Herstellerangaben an. Nach dem Anmischen fügte ich Farbe hinzu, um einen hautähnlichen Beigeton zu erzeugen. Das fertige Silikon goss ich in die Form rund um das Fake-Messer. Um eine Reizung bzw. Blutung des umliegenden Gewebes zu simulieren, tropfte ich rote Silikonfarbe rund um das „Messer“ ein und arbeitete diese mit einem Zahnstocher in die Oberfläche des Wundkanals ein.

Zum Schluss ließ ich die Form 24 Stunden vollständig aushärten.


Silikonwunde nach dem Trocknen / nach dem der Negativabdruck des Messers entfernt wurde.
Silikonwunde nach dem Trocknen / nach dem der Negativabdruck des Messers entfernt wurde.

Am nächsten Tag entfernte ich das Fake-Messer und konnte zum ersten Mal den Wundkanal begutachten. Ich öffnete vorsichtig mit einem Skalpell die zuvor verdeckte Öffnung meiner "Arterie" bzw. des Absaugkatheters. Das Modell war damit in seinen groben Zügen fertiggestellt.

Ich empfehle, das Modell in der Gussform zu belassen, um das Silikon durch häufige Benutzung nicht zu stark zu strapazieren und die Dichtigkeit zu erhalten. So könnte im Zweifel etwas Flüssigkeit neben dem Absaugkatheter bzw. dem Silikon austreten, ohne den Effekt der blutenden Wunde zu beeinträchtigen.


Als Nächstes widmete ich meine Aufmerksamkeit der Arterie bzw. dem Absaugkatheter.

Diesen schnitt ich am herausragenden Ende großzügig auf, sodass ein reiner Plastikschaft entstand. Da ich einen dunkelgrünen Absaugkatheter verwendet habe, ließ sich dieses abgeschnittene Ende problemlos auf einen Dreiwegehahn stecken und somit fest verbinden. Dadurch ist ein Normanschluss entstanden, an dem sich beispielsweise eine Perfusorspritze anschließen lässt, die pulsierende Bolusgaben abgeben kann – ideal, um eine pulsierende bzw. spritzende Blutung aus dem Silikonwundkanal zu simulieren.


Blockerspirtze mit Drei-Wege-Hahn dienen als Pumpe für die spritzende Blutung
Blockerspirtze mit Drei-Wege-Hahn dienen als Pumpe für die spritzende Blutung

Aus optischen Gründen entschied ich mich nachträglich dazu, die äußere Hülle bzw. Gussform rot zu lackieren.

Fertig ist der Wound Packing-Trainer.


Viel Spaß beim Nachbauen!



Fertiges Modell
Fertiges Modell

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